Das Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit wächst. Die Ökumenische Gemeinde Halden setzte schon 1990 ein Zeichen für die Umwelt und eröffnete zwischen Haldenkirche und Primarschule eine Kompostanlage. Heute wird diese von 31 Ehrenamtlichen bewirtschaftet. Das Angebot, Essensreste kostengünstig und ökologisch entsorgen zu können, wird rege genutzt.
«Unsere Kompostanlage ist die schönste der Stadt», sagt Irmgard Nater lachend an diesem sonnigen Vorfrühlingstag und schnappt sich die Schaufel, «es ist die einzige Kompostanlage mit Seesicht!» Silvia Ruckstuhl und Peter Hirning packen mit an. Die Ehrenamtlichen von der gemeinnützigen Interessensgemeinschaft Kompost Halden sind alle drei Wochen eine Stunde lang in Zweierteams im Einsatz. «Ohne diese Anlage würde dem Quartier etwas fehlen», ist Peter Hirning überzeugt. Sie sorge für Begegnungen und soziale Kontakte. Neuzuzügern helfe sie, im Quartier anzukommen. Menschen aus dem ganzen Quartier treffen sich beim gemeinsamen Schaufeln an der frischen Luft und bei einem jährlichen Essen. «Da sind schon Menschen miteinander in Kontakt gekommen, die sich sonst nie begegnet wären.»
Begehrte Halden-Erde
Rückenwind bekamen die Verantwortlichen der «kirchlichen» Kompostanlage jüngst durch die päpstliche Umweltenzyklika «Laudato si’».«Kompostieren ist eine einfache Möglichkeit, etwas aktiv für die Umwelt zu tun», sagt Silvia Ruckstuhl. Es sei immer wieder faszinierend, mitzuerleben, wie aus organischem Abfall nach einem Jahr «wertvolle Erde entsteht». «Und dazu spart man noch Entsorgungsgebühren.» Die Halden-Erde sei begehrt. Jedes Jahr können bis zu sechs Kubikmeter Erde an Quartierbewohner verkauft werden. Und sie müsse jeweils nicht lange auf Käufer warten.
Konkurrenz durch die Stadt?
Anfang 2017 lancierte die Stadt St.Gallen eine neue flächendeckende Grüngutabfuhr. Dies hat Konsequenzen für die Kompostanlage: Der städtische Häckseldienst wurde eingestellt, weshalb nun auf dem Halden-Kompost keine Sträucher und kein Rasenschnitt mehr entsorgt werden können. Es sei noch nicht absehbar, wie sich das neue städtische Angebot allgemein auf ihre Anlage auswirke. «Grundsätzlich begrüssen wir die Initiative. Der Recyclinggedanke rückt noch mehr ins Bewusstsein», erklärt Peter Hirning, «aber für uns stellt sich schon die Frage, welche Bedeutung die Kompostanlage in Zukunft noch haben wird.»
Neue Mitschaufler gesucht
Ökologie und Nachhaltigkeitsbewusstsein boomen und doch beschäftigen die Kompost-IG der ökumenischen Kirchengemeinde Halden Nachwuchssorgen: «Unsere Interessensgemeinschaft ist in die Jahre gekommen, wir suchen dringend Nachwuchs», so Irmgard Nater, «wir würden uns sehr freuen, wenn künftig auch ein paar jüngere Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Quartier uns beim Schaufeln helfen.» Es gebe auch eine fachkundige Einführung in die Welt des Kompostierens. (ssi)
(Erschienen im Parreiforum 04/2017, Foto und Text: Stephan Sigg)